Wir stellen beispielhaft Alexianerinnen und Alexianer vor, die Besonderes leisten – Tag für Tag, Woche für Woche. Heute: Dr. Nermin Tosuncuk-Ari, Chefärztin der Interdisziplinären Zentralen Notaufnahme des Stolberger Bethlehem-Krankenhauses.
Die 46-Jährige Dr. Nermin Tosuncuk-Ari ist nicht nur die einzige Frau im neunköpfigen Chefärzte-Team, sondern auch eine der wenigen Ärztinnen in einer leitenden Position im deutschen Gesundheitswesen, die Kopftuch trägt.
„Ich wollte immer Ärztin werden – für mich gab es nie eine Alternative“, erzählt die Fachärztin für Viszeralchirurgie, die auch Notfallmedizinerin ist. Schon als Kind war ihr klar, dass sie Menschen helfen möchte. Die Faszination für die Notfallmedizin entdeckte sie im Studium, als einer ihrer Professoren, ihr zeigte, wie wichtig bei Notfällen schnelle Entscheidungen und interdisziplinäre Zusammenarbeit sind. „Ich wollte nie in die Situation kommen, als Ärztin irgendwo zu sein – sei es im Flugzeug oder auf der Straße – und bei einem Notfall nicht helfen zu können.“
Geprägt wurde sie vor allem durch ihre Familie. Ihr Großvater kam in den 1960er-Jahren als Gastarbeiter nach Deutschland – ohne Ausbildung, ohne Sprachkenntnisse, mit nur 20 Mark in der Tasche. Doch er arbeitete hart und ermöglichte seinen Kindern eine gute Ausbildung oder ein Studium. „Mein Großvater hat es geschafft, seine Familie nachzuholen und für uns alle eine wunderschöne Zukunft aufzubauen.
Auch ihr Vater spielte eine entscheidende Rolle. Er hat sie und ihre Geschwister dazu erzogen, unabhängig und selbstbewusst zu sein. „Bei uns gab es keinen Unterschied zwischen Mädchen und Jungen. Mein Vater hat mir beigebracht, Reifen zu wechseln, Estrich zu mischen und sogar zu schweißen. Diese Haltung hat mich geprägt – ich habe mich nie als Frau benachteiligt gefühlt.“
Auch mit Kopftuch hat sie ihren Weg selbstbewusst verfolgt: „Natürlich falle ich auf, aber das habe ich immer positiv genutzt. Wer Leistung bringt und sich nicht hinter Ausreden versteckt, wird seinen Weg gehen.“
Sie ist eine Ärztin, die mitfühlt. Besonders ein Einsatz hat sich in ihr Gedächtnis eingebrannt – ein kleiner Junge, der sich das Leben genommen hatte. Sie kämpfte über eine Stunde : „Ich habe ihn nicht zurückholen können. Und dann musste ich den Eltern sagen, dass ihr Kind gestorben ist“, erzählt Dr. Nermin Tosuncuk-Ari. „Diese Momente zerreißen mich. Manche halten es für unprofessionell, wenn ich mit Angehörigen weine, aber so bin ich. Ich kann nicht anders.“